EATA Tagung 2010 beim BNA in Hambrücken

Einmal im Jahr treffen sich die Mitglieder des EATA zu einer Tagung zusammen, um über wichtige Länderübergreifende Themen zu reden und Informationen auszutauschen.


Was ist überhaupt der EATA. EATA steht für European Aquarien and Terrarien Association. Mitglieder sind bisher neun große Verbände aus Deutschland (VDA), Österreich (ÖVVÖ), Tschechien (AKVA CZ), Schweiz (SDAT und ARCAT), Frankreich (FFA), Holland (NBAT) und Belgien (BBAT und ICAIF). Verbände aus weiteren europäischen Ländern werden bald dazu kommen.

Warum brauchen wir einen EATA?

Neue Gesetze und Importverbote könnten unser Hobby bald deutlich einschränken. Wir brauchen ein übergreifendes Gremium, welches auch auf die Politiker in Europa Einfluss nehmen kann. Gesetze müssen ja erst einmal in den verschiedenen Arbeitsgruppen ausgearbeitet und formuliert werden. Nur wenn man rechtzeitig weiß, an welchen Gesetzen gerade gearbeitet wird, kann man als Verband noch versuchen Einfluss zu nehmen.

Durch die guten Kontakte zur OFI (Ornamental Fish International) bekommt die EATA wichtige Informationen über EU Richtlinien, Gesetzesvorlagen, Citeslisten, Positivlisten, Einfuhrverbote und vieles mehr.

Weiter wichtige Themen sind europaweite Arterhaltungsprogramme, Sachkundenachweise und Zertifikate für Züchter.

Ich kenne den EATA durch meine Vereinskollegien Elisabeth Müller, welche seit vielen Jahren als Vertreterin des VDA an den Tagungen teilnimmt. Eine kurze EMail an Anton Lomboj, 2. Vorsitzender der EATA, und schon war ich als Gast bei der Tagung eingeladen.

Der Veranstaltungsort war gut gewählt, die BNA Geschäftstelle (Bundesverband für fachgerechten Natur und Artenschutz e.V.) ist zu einem großen Schulungs- und Weiterbildungszentrum ausgebaut worden. Interessierte können sich das mal auf der Homepage des BNA anschauen. Vor allen das Aquarien- und Terrarienhaus hat mir sehr gut gefallen.

Der Vormittag war den organisatorischen Teil der EATA vorbehalten, aber nach dem Mittagsessen wurde es dann interessant.

Datenbank für Nachzuchten

Anton Lomboj berichtet über die geplante Datenbank für alle Nachzuchten in Europa. Hier sollen nicht nur Zierfische sondern auch alle Terrarientiere erfasst werden, jedoch keine persönlichen Daten der Züchter. Diese Datenbank soll als Basis dienen, europaweite Erhaltungszuchtprogramme für besonders bedrohte Tierarten zu koordinieren. Ebenso soll sie als Nachweis benutzt werden, welchen Beitrag die organisierten Aquarianer und Terrarianer zum Artenschutz beitragen. Eine solche komplexe Datenbank braucht natürlich eine gut funktionierende Organisation. So soll jedes Land einen Koordinator stellen, welcher sich wiederum mit den einzelnen Vereinen und Gemeinschaften in Verbindung setzt, damit die einzelnen bestehenden Datenbanken miteinander vernetzt werden können. Zudem braucht man für jeden Gattungsbereich einen Administrator. Diese Mammut Aufgabe soll schon im kommenden Jahr anlaufen.

Zuchtförderprogramm für Jugendliche

Herr Nigl von ZZF (Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe) stellte ein Zuchtförderprogramm vor, welches vor allem Jugendliche wieder an die Aquaristik heranführen soll. Der ZZF will so dem negativen Trend in der Aquaristik stoppen. Seit Jahren sind die erzielten Umsätze im Bereich Aquaristik rückläufig. Andere Bereiche in den Zoofachgeschäften laufen hingegen gut und legten in den Umsätzen sogar leicht zu.

Wie soll das ganze funktionieren? In den Zoofachgeschäften, welche dem ZZF angeschlossen sind, werden Jugendliche auf dieses Zuchtförderprogramm angesprochen. Er soll aber auch entsprechende Werbung in den Geschäften oder im Internet erfolgen. Der Teilnehmer meldet sich dann im „Artenschutz Portal“ an, und sucht danach die von ihm erworbenen Fische aus. Hier findet er in einer Datenbank alle wichtigen Informationen, zum Beispiel die Herkunft des Fisches, Wasserwerte der natürlichen Lebensräume, Gefährdungsstatus der Art in der Natur, Haltungsbedingungen im Aquarium und Informationen zur Zucht. Nach dem Auswählen des Fisches kann er ein Online Zuchttagebuch führen. Dabei ist es möglich sich mit anderen angemeldeten Züchter auszutauschen, aber auch Hilfestellung von Erfahrenden Aquarianer aus seiner Umgebung zu bekommen.

Ziel soll es sein, den Jugendlichen mit der gezielten Nachzucht seiner Fische für die Aquaristik nachhaltig zu begeistern. Die Zuchtberichte sollen auch bewertet werden, gezüchtet Fische einmal jährlich ausgestellt werden und sogar Preisgelder verteilt werden. An diesem Projekt beteiligen sich viele bekannte Aquarianer, auch IGL´ er sind dabei vertreten. Finanziert wird das Zuchtförderprogramm von den im ZZF angeschlossenen Fachgeschäften, sowie von einigen großen Herstellern aus der Aquaristik Industrie.

Das von Herr Nigl vorgestellte „Artenschutz Portal“ sah schon sehr viel versprechend aus und soll im Januar 2011 starten.

Wo ist der Nutzen für uns als Verein? Die oben erwähnten „Erfahrenden Aquarianer“ sollen aus den örtlichen Vereinen kommen. Wer also einen Zoofachhandel in seiner Umgebung kennt, welcher an diesem Projekt teilnimmt, der kann seine Hilfe anbieten. Man darf gespannt sein, wie diese schöne Idee angenommen wird.

Sachkundenachweis in der Schweiz

Robert Guggenbühl stellte den Sachkundenachweis des SDAT vor, welcher von der Regierung dort auch voll anerkannt wird. Er ist für Ausrichter einer Fisch- und Pflanzenbörse zwingend vorgegeben. Für Rochen- und Haihaltung sind noch einmal zusätzliche Unterrichtsstunden notwendig. Für die Züchter soll es in Zukunft einen Züchterausweis von ihrem Verband geben. In Österreich gibt es so einen Züchterausweis schon länger. Er weist den Züchter auch bei der Abgabe von Nachzuchttieren gegenüber den Fachhandel als kompetenten Züchter aus. So was könnte ich mir auch bei uns vorstellen.

Tierschutz neu denken

Zur Zeit wird von der Partei Bundnis 90 / die Grünen eine Gesetzesvorlage mit Thema „Tierschutz neu denken“ ausgearbeitet. Verschiedene Verbände und Vereine aus den Bereichen Tierschutz und Tierhaltung wurden eingeladen, um über diesen Gesetzentwurf zu diskutieren. Für den VDA war Stefan Hetz vor Ort. Einige Auszuge aus dem 93 Seiten starken Gesetzesentwurf dürfte für die Aquaristik große Probleme bereiten:

Neuregelungsbedarf im Bereich der Haltung wilder Tiere

Bei Tieren wild lebender Arten ist es notwendig, das Züchten und Halten solcher

Tiere – wegen ihrer besonderen Ansprüche an Haltung und Pflege – von einer vorherigen

Erlaubnis durch die zuständige Behörde abhängig zu machen.

Auf diese Weise kann rechtzeitig geprüft werden, ob der künftige Tierhalter die

Kenntnisse und Fähigkeiten besitzt, die erforderlich sind, um die für die Art und ihre

Bedürfnisse angemessene Ernährung und Pflege der Tiere zu garantieren, und ob

die Räumlichkeiten und Einrichtungen, über die er verfügt, eine verhaltensgerechte

Unterbringung ermöglichen.

Zugleich werden damit die Haltungen solcher Tiere unter die Aufsicht der Behörde

gestellt, so dass etwaige Missstände durch Kontrollen aufgedeckt und behoben

werden können.

Es war den Politikern nicht geläufig, das auch die meisten unserer Aquarienfische in diese Kategorie fallen. Aber es wird noch besser!

Erlaubnispflicht

Die Erweiterung der gesetzlichen Erlaubnispflicht in § 11 bisherige Fassung auf das Züchten oder Halten von Wirbeltieren wild lebender Arten (§ 26 Absatz 1 Satz 1 Nummer 7 neue Fassung).

Hier heißt es nun:

§ 26 Absatz 1 Satz 1 Nummer 7. Wer auch ohne gewerbs- oder geschäftsmäßig zu handeln Wirbeltiere wildlebender,

nicht domestizierter Arten züchten oder halten will, bedarf der Erlaubnis der zuständigen Behörde.

Das heißt, das alle Halter und Züchter von Aquarien Fischen in Zukunft eine Erlaubnis der Behörde brauchen um Aquarienfische zu halten. Kaum zu glauben, dass viele gar nicht wussten, dass Fische zu den Wirbeltieren gehören.

Jeder kann sich diesen Gesetzentwurf im Internet anschauen, vor allem der § 26 ist für uns von besonderem Interesse. Wie gesagt, er ist bisher nur ein Gesetzesentwurf, welcher auch noch überarbeitet wird, bevor er dann, ewt. 2011 im Bundestag eingereicht wird. Und ist dieses Gesetz in Deutschland verabschiedet, wird es wohl auch in Brüssel eingereicht. Ihr seht an diesem Beispiel, wie wichtig es ist, das wir Verbände wie den EATA, VDA, DGHT und BNA haben, welche bei solchen Diskussionen anwesend sind und ihre Argumentationen dazu einbringen. So wie der Gesetzentwurf bisher geschrieben steht, ist es das Ende der Aquaristik, so wie wir sie kennen und lieben.

Er gab noch sehr viele Themen mehr, aber diese auch noch aufzuzählen würde den Rahmen dieses Artikels bei weitem sprengen.

Ich freue mich schon auf die EATA Tagung im kommenden Jahr, wo ich mich schon als Gast angekündigt habe.

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Links und Quellen:

ZZF: www.zzf.de

Bundesamt für Naturschutz: www.bfn.de

BNA: www.bna-ev.de

OFI: www.ornamental-fish-int.org

VDA: www.vda-aktuell.de

Bündnis 90 die Grünen: www.gruene.de

EATA: www.eataaquaterra.eu

Michael Scharfenberg

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