Das Jahr 1972
Für den zweiten Start sorgten dann, fast 20 Jahre später, meine Kinder. Mein ältester Sohn hatte im Kindergarten ein Aquarium kennen gelernt. So wollte er auch eines haben.
Zum Geburtstag hatte die ganze Familie zusammengelegt und ein 60 Liter Aquarium kam in unser Kinderzimmer. Bei einem Aquarienhändler in der Nähe gab es den ersten Schnellkurs in Aquaristik. Das Becken mit der Technik, sprich Lampe, Heizstab und Filter wurden einpackt. Wasserpflanzen sollten wir, laut Händler, zwei Tage später kaufen und mit den Fischen noch zwei Wochen warten. Den Bodengrund gab es an einer Baustelle in der Nähe.
Das der Kies vorher gewaschen werden muss, kannte ich ja noch aus Kindertagen. Die Heizung und den Filter anbringen war kein Problem. Nun wurde Wasser eingefüllt, die Lampe wurde auf das Becken gelegt und alles in Betrieb genommen. Für meine Kinder war das Toll, das Wasser war in Bewegung und das Licht brannte. Für mich war das schnell langweilig. Ein leeres Aquarium konnte ich nicht stehen sehen. Nach 2 Tagen war ich mit meinem Sohn beim Händler um die Wasserpflanzen zu holen. Vallisnerien und Cabomba waren im Angebot. So sah dann das Becken schon mehr nach Aquarium aus. Eine Wochen später, bei einem Spaziergang, kamen wir an einem Zoogeschäft vorbei. Früher gab es nie einen Grund einen solchen Laden zu betreten, aber jetzt hatten wir ja ein Aquarium!
Man musste doch schauen, was da alles gibt. Den Laden verlassen haben wir dann mit 20 roten Neonfischen, ein Sonderangebot „10 Stück für 3 DM“! Vergessen war der Rat eines Händlers, erst in zwei Wochen die Fische einzusetzen. So kamen dann sehr schnell noch ein paar Lebendgebärende und Metallpanzerwelse dazu. Alles nach der Devise schön bunt. Von nun an wurde jedes Zoogeschäft, das auf dem Weg lag, besucht. Mittlerweile durfte der eigentliche Besitzer des Aquariums, mein ältester Sohn, nur noch Füttern. Meine Vorstellungen und Sehnsüchte waren schon bald mit einem 60 Liter Aquarium nicht mehr zu erfüllen.
Der Plan für ein größeres Becken war geboren. Damit kamen dann aber auch die Probleme. Ich hatte eine Familie mit drei Kindern, dazu wohnten wir in einer Mietwohnung. Da zu dieser Zeit kein anderes Hobby gepflegt wurde, sagte meine Frau dann ja zu einem zweiten Aquarium in der Wohnung, wenn auch mit einigen Auflagen. Das Aquarium sollte immer so aussehen, dass man es dem Besuch zeigen kann, also sauber. Wenn es einmal ausläuft ist das Hobby vorbei! Nachdem dann der Aufstellplatz festgelegt war, kam die Frage nach der Größe.120 Liter sollten es schon sein. Im Keller wurde erst der Unterschrank gebaut. Ich hatte mir gedacht mit 4 Möbelrollen darunter könnte man dann im Fall einer Renovierung das Ganze von der Wand fahren und sich so das Tapezieren erleichtern. Später stellte sich das denn als Fehler heraus. In den vier Ecken kamen 10ner Kanthölzer zur Stabilität. Boden, die 3 Seitenwände und die Deckplatte waren beschichtete Spanplatten. Der Anschlag für die beiden Türen war ein Kantholz. Bei Gesprächen in Zooläden hatte ich des öfteren gehört, dass die Aquarien nach einiger Zeit wieder zu klein sind und ein Größeres angeschafft würde. Die Erfahrung der Anderen gleich nutzend, wurde der Schrank nicht 80 Zentimeter sondern gleich 1 Meter gebaut. Die Ausrede, das die 20 Zentimeter für den Filtertopf waren, hat meine Frau mir wohl nicht so Recht abgenommen. So hatte ich nun mein eigenes Aquarium. Die Lebendgebärenden mit ihren plakativen Farben hatten es mir angetan. Schwertträger, Black Mollys und Segelkärpflinge gehörten zum ersten Besatz.
Eine kleine Geschichte am Rande. Bei uns wurde ein Kindergeburtstag gefeiert. Mein Sohn hatte seine Freunde eingeladen. Das große Kuchenessen fand im Wohnzimmer statt. Zur selben Zeit gebar ein Black Molly- Weibchen in einem Ablaichbecken im Aquarium Jungfische. Ich hatte es am Vorabend in das kleine Becken gesetzt. Kinderaugen sehen ja bekanntlich alles, so hatte dann einer der kleinen Gäste das gebären bemerkt. Kuchen und Kakao waren uninteressant geworden. Die Nase wurde am Glas platt gedrückt und jeder kleine Black Molly mit lautem Gebrüll begrüßt. Im laufe der Zeit wechselte der Bestand. Als nächstes kamen Fadenfische ins Aquarium und 1 Jahr später dann Barsche aus dem Malawisee. Meine Lieblinge waren damals die Pseudotropheus zebra. Die Weibchen in ihrem goldgelben Schuppen, die Männchen in blau- gestreift. Sie waren erst seit kurzem im Handel und dementsprechend teuer. Für einen Wildfang bezahlte ich 38 DM, und das bei meinem damaligen Stundenlohn von 7,99 DM.
Wie sagt man heute so schön: "Afrikanische Barsche und Kölner Leitungswasser ergibt Jungfische". Ganz so einfach war das am Anfang aber nicht. Zuerst waren nur die gelben Weibchen im Handel. Man hielt sich auch mit irgendwelchen Zuchtangaben zurück. In einem Gespräch mit anderen Kunden, wurden dann die "Blauen" als die dazu gehörenden Männchen genannt. Bisher waren das für mich nur Farbschläge. Schon bald hatte das erste Weibchen einen dicken Kehlsack, ein Zeichen für Eier oder schon Jungfische im Maul. Gefressen hatte der Fisch nicht mehr, das war aber auch alles was ich beobachtet hatte. Ich hatte weder ein ausspucken der Jungen gesehen noch sonst etwas, bis dann der Kehlsack weg war und die Dame sich mit Hunger auf das Futter stürzte. Wo waren meine Jungfische geblieben? Gefunden habe keine mehr.
Beim zweiten mal fiel mir das Ablaichbecken wieder ein. Aber für die 10 Zentimeter großen Fische war es etwas zu klein. Ein 20 Liter Plastikbecken sollte groß genug sein. Am oberen Rand waren alle 2 cm ein Loch mit 1mm Durchmesser gebohrt, damit frisches Wasser nach strömt, ein luftbetriebener Innenfilter pumpte das Wasser wieder hinaus. An zwei Stäben wurde das Ganze dann ins Aquarium gehängt. Die Muttertiere mit dem vollen Maul wurden vorsichtig gefangen und ins 20 Literbecken umgesetzt. Nach dem Ausspucken kam Frau Mama wieder zurück. Ihre Kleinen wuchsen durch die häufige Fütterung zügig heran. Mit einer Länge von 4 cm wurden sie verkauft. Damals kamen die afrikanischen Barsche wegen ihren plakativen Farben richtig gut an und ich hatte keine Sorgen die Nachzuchten loszuwerden. Das ging über zwei Jahre so. Dann kamen zwei Dinge fast gleichzeitig. Erst war im Fernsehen ein Dokumentarfilm über niedere Tiere im Meer. Zum ersten Mal sah ich wie ein Röhrenwurm seine Federkrone aus der Röhre schob und blitzartig einzog. Im Laden hatte ich schon des öfteren vor den Meerwassertieren gestanden, aber an eine Umstellung kam noch nicht in Frage. Wenig später sagte mir dann der Händler, ich würde die Fische schneller ziehen, als er sie verkaufen könnte. Innerhalb von 2 Monaten wurde von Süßwasser auf Meerwasser umgestellt. So war das Kapitel Süßwasser für mich erledigt.