Jeden Samstag Vormittag hat man bei einem Zoofachhändler in Bergisch Gladbach die Möglichkeit mit einer Taschenlampe bewaffnet die Importstation zu durchsuchen. Auch seltene Labyrinthfische sind dort immer wieder zu finden. Als ich in einen der Verkaufsaquarien Betta enisae schwimmen sah, überlegte ich nicht lange. Vier Betta enisae wechselten den Besitzer. In meiner Aquarienanlage bezogen die Neuankömmlinge ein 200 Liter Aquarium, in welchen schon vier Betta fusca lebten.
Betta enisae
Kottelat, 1995
Die Wasser-Temperaturen liegen bei 22 bis 24 Grad, der PH Wert bei 6,8 bis 7. Alle zwei Wochen wird ein 50 prozentiger Wasserwechsel mit gefilterten Regenwasser durchgeführt, weshalb der Gesamthärte und die Karbonathärte sehr gering ist. Wenn nicht genug Regenwasser vorhanden ist, benutze ich Osmose Wasser, welches mit 10 % Leitungswasser verschnitten wird. Die Fortpflanzung von Betta fusca kann man bei diesen Wasserwerten fast gar nicht stoppen. Um so mehr hoffte ich, dass sich die "neuen" schnell einleben. Die Betta enisae waren schon fast ausgewachsen. Die Weibchen hatte eine Länge von 7 cm, die Männchen ca. 8 cm. Als Futter nahmen sie alle gängigen Futtermittel an, sogar Flockenfutter wurde gierig gefressen.
Drei Monaten später konnte ich die ersten Scheinpaarungen beobachten. Nach einer weiteren Woche war es endlich soweit. Die Paarung dauerte wohl schon länger, den das Männchen hatte zu diesen Zeitpunkt das Maul schon recht voll. Schnell wurde der Fotoapparat aus dem Schrank raus geholt, um noch einige Bilder vom Ablaichvorgang zu machen. Dabei fühlte sich das Paar wohl so gestört, das sie die Paarung abbrachen. Die Paarung verlief genau so, wie ich es von vielen anderen maulbrütenden Betta kannte. Nachdem sich das Paar eng umkreist hat, umschlingt das Männchen das Weibchen so, das die Geschlechtsöffnungen eng beieinander liegen. So werden die austretenden Eier sofort vom Männchen besamt. Bei der Umschlingung wird das Weibchen jedoch nicht auf den Rücken gedreht. Das Weibchen nahm die Eier auf und spuckte sie dem Männchen vor das Maul, welches die Eier sofort aufnahm.
Nach der Paarung zog sich das Betta enisae Männchen in ein Versteck zurück. In den folgenden zwei Wochen wahr es nur noch selten zu sehen. Fürsorglich wurde es vom Weibchen bewacht, aber auch überwacht! Bei der Fütterung kam auch das maulbrütende Männchen schon mal zur Futterstelle und beobachtet hungrig das herab sinkende Futter. Sofort war das Weibchen zur Stelle und stupste das Männchen an, welches darauf hin wieder in ein Versteck schwamm. Zwei Wochen später laichten das B. enisae Paar wieder ab, doch leider waren die Eier am dritten Tag verschwunden. Bei jungen Männchen ist das allerdings normal.
Einige Woche später entdeckte ich beim Mulm absaugen einen ca. 15 mm großen Jungfisch. Neugierig räumte ich die Wasserpflanzen und Einrichtungsgegenstände aus dem Aquarium um den Nachwuchs zu zählen. Zu meiner Enttäuschung fand ich nur zwei weiter junge Betta enisae. Um den Nachwuchs zu sichern, fing ich in den folgenden Wochen zwei, seit ca. 10 Tagen maulbrütende Männchen aus dem Aquarium und überführte sie in 20 Liter Aquarien. Nach weiteren 5 Tagen schwammen in beiden Aquarien endlich ca. 140 Jungfische frei. Die 5 bis 6 mm großen Jungfische fraßen sofort frisch geschlüpfte Nauplien von Artemia und wuchsen rasch heran.
Auf der Suche nach Literatur über Betta enisae musste ich damals leider feststellen, dass es sehr wenig Erfahrungsberichte über Betta enisae gab. Zumindest hatte ich keine gefunden. Auf eine Anfrage im IGL Forum konnte mir Philipp Dickmann einige Infos über Betta enisae geben. Diese Betta Art braucht für eine erfolgreiche Haltung sauberes, weiches Wasser, welches jedoch keine Huminstoffe enthalten sollte. Also keine Wurzeln, Laub oder Torf ins Becken einbringen.
Nach diesen Informationen entfernte ich alle Wurzeln und auch das eingebrachte Eichenlaub. Somit verschwanden auch die schwarzen Flecken bei meinen Betta enisae, welche nach kurzen Zeit immer häufiger auftraten. Wird der Wasserwechsel zu lange herausgezögert, tauchen die Flecken wieder auf. Im Gesellschaftsaquarium vergesellschafte ich Betta enisae mit Betta unimaculata und Betta raja. Die Nachfolgenden Generationen fühlt sich auch in mittelharten Wasser wohl und laicht regelmäßig ab. Einmal eingewöhnt ist Betta enisae ein schöner und interessanter Labyrinthfisch, der viel Freude bereitet.
© by Michael Scharfenberg