Danio nigrofasciatus
DAY, 1870
Bilder und Text von Swen Oppel- Matuschek
Vorkommen. Myanmar
Größe: ca. 4 cm
Bereits als kleiner Junge haben mich die Bärblinge der Gattung Danio (damals noch Brachydanio) immer wieder
fasziniert. Ihr quirliges, quicklebendiges Verhalten und emsiges Schwärmen sind eine Freude für das Auge. So war es kein Wunder,
das der Zebra- (D. rerio) und später auch der Leopardbärbling (D. frankei) zu den Bewohnern meiner ersten Aquarien gehörten.
Während diese Beiden und der Schillerbärbling (D. albolineatus) zum Standardsortiment zählen und im Zoohandel nahezu ständig
verfügbar sind, ist der Tüpfelbärbling nur relativ selten in den Becken der Händler zu sehen. Im Zuge der politischen Öffnung
Myanmars scheinen heute jedoch hin und wieder gelegentliche Importe dieser Art ihren Weg nach Europa zu finden.
Ein Schwarm von Danio nigrofasciatus
Auch für mich blieb es viele Jahre ein Traum, diese Art, über die neben dem Zebrabärbling und dem
Schillerbärbling in nahezu jedem aquaristischen Nachschlagewerk zu lesen ist, einmal selbst zu pflegen. Bis ich schließlich 2012
durch einen Zufall in einem Zoogeschäft auf einen kleinen Trupp dieser Tiere stieß. Obwohl ich eigentlich (Wem geht es eigentlich
nicht so?) mal wieder keinen Platz in meiner Anlage hatte, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, die 13 Fischchen mit nach
Hause zu nehmen.
Notgedrungen setzte ich sie in ein 150 l Gesellschaftsbecken, dessen Besatz im Wesentlichen von einer Gruppe
Microctenopoma faciolatum dominiert wurde. Dies funktionierte erstaunlich gut und innerhalb eines halben Jahres waren die Tiere
geschlechtsreif. Dann verschwanden jedoch innerhalb kurzer Zeit drei Tiere und ich befürchtete noch mehr zu verlieren. Da man den
Tüpfelbärbling, wenn auch altbekannt, nicht an jeder Ecke bekommen kann und die Tiere in meinen Augen sehr attraktiv sind, entschloss
ich mich, es mit der Vermehrung zu versuchen.
Eine erste Übersicht der verfügbaren Literatur ergab auf jeden Fall die Aussage, dass der Tüpfelbärbling
schwieriger zu vermehren sei, als seine bekannten Verwandten. Von höheren Temperaturen ist die Rede, Geschlechtertrennung,
geringeren Gelegegrößen und schlechten Befruchtungsraten. In einem tschechischen Buch fand ich zudem die Aussage, dass der
Schillerbärbling in den oberen, der Zebrabärbling bevorzugt in den unteren Wasserschichten ablaicht. Dagegen soll der Tüpfelbärbling
in allen Wasserschichten ablaichen. Mit diesem, zugegeben, etwas dürftigen Wissen machte ich mich an die ersten Versuche einer
Vermehrung.
Ich bestückte ein 10l Ansatzbecken mit einer Lage murmelgroßer Kieselsteine und gab darauf eine ordentliche
Portion Javamoos. Dann befüllte ich das Becken mit abgestandenem Leitungswasser. Schon schwieriger erwies sich die Umsetzung der
empfohlenen Trennung der Geschlechter sowie das Heraussuchen eines harmonisierenden Zuchtpaares. Wer schon einmal versucht hat,
einen dieser schnellen Flitzer zu fangen, weiß, wovon ich rede. Und wenn es dann noch darum geht, gezielt einzelne Tiere aus der
Gruppe zu selektieren, kann das einen an den Rand der Verzweiflung bringen. Da habe ich schon gestandene Aquarianer gesehen,
die den Kescher mit Schwung und markigen Worten in eine Ecke beförderten.
Letztendlich fing ich also erst einmal die ganze Gruppe aus dem Haltungsbecken. In einem übersichtlichen
Gefäß sortierte ich dann nach besten Wissen und Gewissen, aber ohne Garantie, nach den Geschlechtern. Die vermeintlichen Weibchen
fütterte ich dann reichlich, die Männchen etwas sparsamer. Die frage nach den passenden Partnern beantwortete ich durch den Ansatz
der ganzen Gruppe. Dann hieß es warten. Nach ca. einer Woche bemerkte ich beim Anschalten der Beleuchtung die ersten Jungen, die
wie kleine Kommas an den Seitenscheiben und Gegenständen hingen. Ehe ich jedoch richtig reagieren konnte, demonstrierten mir die
Alttiere, wie der eigene Nachwuchs zum Frühstückssnack wird. Trotz schnellstmöglichen herausfangens der Alttiere verblieben mir
nur 9 Jungfische. Da in den nächsten Tagen auch keine weiteren mehr hinzu kamen, musste ich auch die Hoffnung, dass die Tiere
vielleicht an mehreren Tagen hintereinander gelaicht hatten, auch begraben. Die verbliebenen 9 Jungen waren jedoch mit Flüssigfutter
und Mikrowürmchen relativ unkompliziert aufzuziehen. Was für ein Erfolg!?
Den zweiten Versuch startete ich im September 2013. Dieses Mal fing ich die Alttiere nach drei Tagen ab.
Ich wollte doch mal sehen, wie viele Junge dieses Mal übrig bleiben. Durch die Dauer der Geschlechtertrennung verblieb mir zudem
noch eine Stellschraube, die Sache diesmal besser zu machen. Nach vier Tagen, in denen ich ein sicheres Weibchen reichlich mit
roten Mückenlarven konditionierte, setzte ich vier vermeintliche Männchen hinzu. Die Tiere begannen sofort stark zu treiben.
Dennoch passierte am ersten Tag nichts weiter. Erst am zweiten Tag hatte das Weibchen deutlich an Umfang verloren. Am dritten
Tag schaffte ich es endlich, die Alttiere aus dem Ansatzbecken zu fangen. Noch am selben Abend bemerkte ich den ersten Jungfisch
an der Scheibe. Insgesamt erhielt ich aus diesem Ansatz ca. 70 Jungtiere. Auch diese ließen sich problemlos aufziehen. Dabei ist
es schon ein wunderbarer Anblick, wenn ein solcher Jungfischschwarm auf Futtersuche durch das Becken zieht, sich Einzeltiere für
kleine Geplänkel oder zum laichen absondern. Mittlerweile schwimmen die Tiere bei mir in der dritten Generation und ich habe
mich noch nicht an ihnen satt gesehen.
Swen Oppel-Matuschek
Literaturnachweise:
Sterba, G.(1975), Aquarienkunde Bd. 1, 10. Auflage, Urania Verlag.
Frank, S. (1980), Bunte Welt der Aquarienfische, Artia.
Frey, H. (1973), Karpfenfische, Zierfischmonographien, Bd. 2, Neumann Verlag.
Stallknecht, H. (1994), Barben und Bärblinge, Tetra Verlag.