Meerwassergeschichten

von Helmut Ketel, Seerose Frechen

Vorwort

In diesem Artikel berichtet Helmut Ketel von den Anfängen der Meerwasseraquaristik. Viele der hier ehrlich beschriebenen Fehler und Pannen können heute durch eine viel bessere Technik, zahlreiche Literatur und sonstigen Informationsquellen vermieden werden. Planen sie ein Meerwasseraquarium, dann kommen sie doch mal auf einen Kaffee vorbei. Unsere Meerwasseraquarianer können Ihnen wichtige Ratschläge geben, die den Einstig in dieses faszinierende Hobby erleichtern.

Vorgeschichte

Ein neuer Vortrag mit dem Arbeitstitel "Meerwasserlebenslauf" sollte entstehen. Wie war das denn damals im Jahre 1952? Bei einem 20 Liter Vollglas- Aquarium mit einer Tonburg und zwei Goldfischen während meiner Schulzeit, kann man wohl nicht von Aquaristik reden. Heizung, Filter und Beleuchtung waren für mich ein Fremdwort. Die Fische brachte mein Vater mit und für 10 Pfennig gab es im Tierladen ein Tütchen getrocknete Wasserflöhe. Die Wasserpflanzen wurden aus dem Harter Kiesloch, einer Sandgrube bei uns in der Nähe, geholt. Meine Mutter passte auf, dass der 50% Wasserwechsel auch regelmäßig einmal die Woche gemacht wurde. Einmal im Monat musste alles ausgeräumt und gründlich gereinigt werden. Der Kies wurde ausgewaschen und die rote Tonburg mit der Nagelbürste abgeschrubbt. Auch die Pflanzen wurden überprüft, ob sich Algen oder sonstige Schädlingen darauf befanden. Bei diesen Pflegearbeiten war es dann passiert. Das für mich zu schwere Aquarium (ich war gerade mal 10 Jahre alt) rutschte mir aus den Händen und lag in Scherben auf dem Fußboden. Damit war meine Aquarianerlaufbahn vorerst zu Ende.

Das Jahr 1972

Für den zweiten Start sorgten dann, fast 20 Jahre später, meine Kinder. Mein ältester Sohn hatte im Kindergarten ein Aquarium kennen gelernt. So wollte er auch eines haben. Zum Geburtstag hatte die ganze Familie zusammengelegt und ein 60 Liter Aquarium kam in unser Kinderzimmer. Bei einem Aquarienhändler in der Nähe gab es den ersten Schnellkurs in Aquaristik. Das Becken mit der Technik, sprich Lampe, Heizstab und Filter wurden einpackt. Wasserpflanzen sollten wir, laut Händler, zwei Tage später kaufen und mit den Fischen noch zwei Wochen warten. Den Bodengrund gab es an einer Baustelle in der Nähe.

Das der Kies vorher gewaschen werden muss, kannte ich ja noch aus Kindertagen. Die Heizung und den Filter anbringen war kein Problem. Nun wurde Wasser eingefüllt, die Lampe wurde auf das Becken gelegt und alles in Betrieb genommen. Für meine Kinder war das Toll, das Wasser war in Bewegung und das Licht brannte. Für mich war das schnell langweilig. Ein leeres Aquarium konnte ich nicht stehen sehen. Nach 2 Tagen war ich mit meinem Sohn beim Händler um die Wasserpflanzen zu holen. Vallisnerien und Cabomba waren im Angebot. So sah dann das Becken schon mehr nach Aquarium aus. Eine Wochen später, bei einem Spaziergang, kamen wir an einem Zoogeschäft vorbei. Früher gab es nie einen Grund einen solchen Laden zu betreten, aber jetzt hatten wir ja ein Aquarium!

Man musste doch schauen, was da alles gibt. Den Laden verlassen haben wir dann mit 20 roten Neonfischen, ein Sonderangebot „10 Stück für 3 DM“! Vergessen war der Rat eines Händlers, erst in zwei Wochen die Fische einzusetzen. So kamen dann sehr schnell noch ein paar Lebendgebärende und Metallpanzerwelse dazu. Alles nach der Devise schön bunt. Von nun an wurde jedes Zoogeschäft, das auf dem Weg lag, besucht. Mittlerweile durfte der eigentliche Besitzer des Aquariums, mein ältester Sohn, nur noch Füttern. Meine Vorstellungen und Sehnsüchte waren schon bald mit einem 60 Liter Aquarium nicht mehr zu erfüllen.

Der Plan für ein größeres Becken war geboren. Damit kamen dann aber auch die Probleme. Ich hatte eine Familie mit drei Kindern, dazu wohnten wir in einer Mietwohnung. Da zu dieser Zeit kein anderes Hobby gepflegt wurde, sagte meine Frau dann ja zu einem zweiten Aquarium in der Wohnung, wenn auch mit einigen Auflagen. Das Aquarium sollte immer so aussehen, dass man es dem Besuch zeigen kann, also sauber. Wenn es einmal ausläuft ist das Hobby vorbei! Nachdem dann der Aufstellplatz festgelegt war, kam die Frage nach der Größe.120 Liter sollten es schon sein. Im Keller wurde erst der Unterschrank gebaut. Ich hatte mir gedacht mit 4 Möbelrollen darunter könnte man dann im Fall einer Renovierung das Ganze von der Wand fahren und sich so das Tapezieren erleichtern. Später stellte sich das denn als Fehler heraus. In den vier Ecken kamen 10ner Kanthölzer zur Stabilität. Boden, die 3 Seitenwände und die Deckplatte waren beschichtete Spanplatten. Der Anschlag für die beiden Türen war ein Kantholz. Bei Gesprächen in Zooläden hatte ich des öfteren gehört, dass die Aquarien nach einiger Zeit wieder zu klein sind und ein Größeres angeschafft würde. Die Erfahrung der Anderen gleich nutzend, wurde der Schrank nicht 80 Zentimeter sondern gleich 1 Meter gebaut. Die Ausrede, das die 20 Zentimeter für den Filtertopf waren, hat meine Frau mir wohl nicht so Recht abgenommen. So hatte ich nun mein eigenes Aquarium. Die Lebendgebärenden mit ihren plakativen Farben hatten es mir angetan. Schwertträger, Black Mollys und Segelkärpflinge gehörten zum ersten Besatz.

Eine kleine Geschichte am Rande. Bei uns wurde ein Kindergeburtstag gefeiert. Mein Sohn hatte seine Freunde eingeladen. Das große Kuchenessen fand im Wohnzimmer statt. Zur selben Zeit gebar ein Black Molly- Weibchen in einem Ablaichbecken im Aquarium Jungfische. Ich hatte es am Vorabend in das kleine Becken gesetzt. Kinderaugen sehen ja bekanntlich alles, so hatte dann einer der kleinen Gäste das gebären bemerkt. Kuchen und Kakao waren uninteressant geworden. Die Nase wurde am Glas platt gedrückt und jeder kleine Black Molly mit lautem Gebrüll begrüßt. Im laufe der Zeit wechselte der Bestand. Als nächstes kamen Fadenfische ins Aquarium und 1 Jahr später dann Barsche aus dem Malawisee. Meine Lieblinge waren damals die Pseudotropheus zebra. Die Weibchen in ihrem goldgelben Schuppen, die Männchen in blau- gestreift. Sie waren erst seit kurzem im Handel und dementsprechend teuer. Für einen Wildfang bezahlte ich 38 DM, und das bei meinem damaligen Stundenlohn von 7,99 DM.

Wie sagt man heute so schön: "Afrikanische Barsche und Kölner Leitungswasser ergibt Jungfische". Ganz so einfach war das am Anfang aber nicht. Zuerst waren nur die gelben Weibchen im Handel. Man hielt sich auch mit irgendwelchen Zuchtangaben zurück. In einem Gespräch mit anderen Kunden, wurden dann die "Blauen" als die dazu gehörenden Männchen genannt. Bisher waren das für mich nur Farbschläge. Schon bald hatte das erste Weibchen einen dicken Kehlsack, ein Zeichen für Eier oder schon Jungfische im Maul. Gefressen hatte der Fisch nicht mehr, das war aber auch alles was ich beobachtet hatte. Ich hatte weder ein ausspucken der Jungen gesehen noch sonst etwas, bis dann der Kehlsack weg war und die Dame sich mit Hunger auf das Futter stürzte. Wo waren meine Jungfische geblieben? Gefunden habe keine mehr.

Beim zweiten mal fiel mir das Ablaichbecken wieder ein. Aber für die 10 Zentimeter großen Fische war es etwas zu klein. Ein 20 Liter Plastikbecken sollte groß genug sein. Am oberen Rand waren alle 2 cm ein Loch mit 1mm Durchmesser gebohrt, damit frisches Wasser nach strömt, ein luftbetriebener Innenfilter pumpte das Wasser wieder hinaus. An zwei Stäben wurde das Ganze dann ins Aquarium gehängt. Die Muttertiere mit dem vollen Maul wurden vorsichtig gefangen und ins 20 Literbecken umgesetzt. Nach dem Ausspucken kam Frau Mama wieder zurück. Ihre Kleinen wuchsen durch die häufige Fütterung zügig heran. Mit einer Länge von 4 cm wurden sie verkauft. Damals kamen die afrikanischen Barsche wegen ihren plakativen Farben richtig gut an und ich hatte keine Sorgen die Nachzuchten loszuwerden. Das ging über zwei Jahre so. Dann kamen zwei Dinge fast gleichzeitig. Erst war im Fernsehen ein Dokumentarfilm über niedere Tiere im Meer. Zum ersten Mal sah ich wie ein Röhrenwurm seine Federkrone aus der Röhre schob und blitzartig einzog. Im Laden hatte ich schon des öfteren vor den Meerwassertieren gestanden, aber an eine Umstellung kam noch nicht in Frage. Wenig später sagte mir dann der Händler, ich würde die Fische schneller ziehen, als er sie verkaufen könnte. Innerhalb von 2 Monaten wurde von Süßwasser auf Meerwasser umgestellt. So war das Kapitel Süßwasser für mich erledigt.

Mein erstes Meerwasser- Aquarium, anno 1978

Die ersten Schritte
In der Übergangsphase hatte ich jeden größeren Aquarienladen besucht, der irgendwie am Weg lag. Beruflich war ich zu dieser Zeit in Bonn beschäftigt. Dort kannte ich ein Geschäft für Bastelartikel, der zum Hobbygeschäft erweitert worden war. Die Aquaristikabteilung hatte ich bis dahin noch nie besucht, aber jetzt war die Möglichkeit gekommen. Dort entdeckte ich Korallenstöcke. Etwas über 30 Zentimeter Durchmesser für 20 DM. Zur Dekoration des neuen Aquariums hatte ich vier weiße Korallenstöcke gekauft. Ein Beipackzettel beschrieb die weitere Behandlung mit einem Korallenreiniger, um letzte lebenden Teile vom Kalkskelett zu trennen. Im Keller wurde die alte Kinderbadewanne mit Wasser gefüllt, die Korallen hinein gelegt und die nötige Menge an Korallenreiniger zugegeben. Das Ganze sollte nun eine Wochen stehen und dann gut ausgespült werden. Nach drei Tagen kam ein fauliger Geruch aus der Wanne. Wasserwechsel war angesagt. Das Ganze noch einmal. Diesmal ging es geruchlos ab, die Korallen waren nun sauber. Jetzt noch vierzehn Tage wässern, und dem einbringen in das neue Meerwasseraquarium stand nichts mehr im Wege. In zwei Wochen sollte es in Urlaub gehen, bis dahin sollte das Aquarium im salzigen Zustand laufen. Ein Gespräch mit meinem Händler sollte dann die letzten Fragen klären. Die ersten Bücher in der Fachliteratur hatte ich gelesen, was mehr Fragen auf warfen als beantwortete. Die Fragen nach der Beleuchtung, Filterung, Abschäumung, Bodengrund und Animpfung des Aquariums waren noch unklar.

Weil das aus heutiger Sicht etwas verwunderlich war, jetzt erst mal alles der Reihe nach. Ich wollte ein Aquarium mit niederen Tieren und Fischen haben. Die Beleuchtung sollte ich so übernehmen, wie sie auf meinen Barschaquarium (200 Liter) montiert war. Also einmal 30 Watt Grolux und einmal 30 Watt Tageslicht. Der 200 Liter pro Stunde pumpende Eheim- Filter wäre auch ausreichend. Zum Abschäumen stand ein Abschäumer aus einem 50 mm Plexiglas- Rohr mit aufgesetztem Schaumbecher zur Verfügung. Als Bodengrund kam Muschelgrus in Frage. Zum Animpfen sollte ich 1 Liter Wasser mit ungedüngter Gartenerde durch einen Kaffeefilter laufen lassen, um damit die Biologie in Schwung zu bringen. Später bekäme ich dann etwas alte Filterwatte als Zusatz. Mit diesen "Weisheiten" ging es dann in die letzte Planung.

Am nächsten Wochenende wurde das Süßwasseraquarium ausgeräumt und die Pflanzen und Fische zum Händler geschafft, im Gegenzug gab es dann dafür den Muschelgrus, einen Eiweißabschäumer und Meersalz. Das Aräometer zur Salzgehaltbestimmung gab es noch dazu. Mit all den Sachen bepackt ging es dann nach Hause. Das leere Aquarium wurde gründlich gereinigt und austrocknen gelassen. Am nächsten Tag wurde ich dann zum Meerwasseraquarianer. Der Muschelgrus musste gründlich durch gewaschen werden, um alle Schwebestoffe zu entfernen. Nach der Reinigung entstand so eine 4 bis 5 cm Hohe Muschelgrusschicht. Als nächstes kamen die Korallenstöcke und die zur Dekoration bestimmte Grottenkeramik dran. Die Grottenkeramik bestand aus Hochofenschlacke, ein grobporiges Material. Damit wurde dann eine riffähnliche Rückwand gestaltet. In einem Fachbuch stand: Man sollte sich möglichst zwei gleiche Rückwände erstellen und alle sechs Wochen auswechseln und reinigen. Obwohl ich damals noch keine Erfahrungen hatte, dass hielt ich für falsch (Eine Anmerkung am Rande, in der letzten neuen Auflage dieses "Fachbuches" steht das noch immer drin!).

Jetzt kam die Technik dran! Wie mit dem Händler besprochen wurde nun der oben beschriebene Eheim Filter an das Aquarium angeschlossen. Die Beleuchtung war auch schnell montiert. Nun kam die für mich neue Meerwassertechnik an die Reihe. Der Eiweißabschäumer. An der rechten Seite montiert, hatte ich ihn gut im Blick. An dem PVC- Luftrohr kam ein Luftschlauch, der die Verbindung zur Luftpumpe herstellte.

Funktionsweise eines Abschäumers in Kurzfassung

Zum Betreiben des Abschäumers wird eine leistungsstarke Luftpumpe gebraucht. Über einen Luftschlauch und das PVC- Rohr (4) wird die Luft zum Lindenholzausströmer (5) befördert. Das Mark des Lindholzes, welches als Ausströmer Verwendung findet, sorgt mit seinen feine Poren für die Ausbildung kleinster Luftbläschen. Die aufsteigenden Bläschen laden sich am PVC- Rohr (3) elektrisch auf und können so auf ihrer Oberfläche die organischen Verbindungen aus dem Aquariumwasser an sich binden. Die Bläschen sammeln sich als Schaum im oberen Bereich des PVC- Rohres zu Schaum, welcher sich dann im Schaumbehälter (2) sammelt

Die Technik stand, mehr sollte angeblich nicht nötig sein. Also kam jetzt der nächste Schritt. Das Meerwasser, das heißt Wasser und Meersalz kommen ins Aquarium. Beim ersten Einfüllen war das noch ganz einfach, da auf keine Biologie Rücksicht genommen werden musste. So schüttete ich Leitungswasser ins Aquarium und dann das Salz hinterher. Erst einmal ein Teil so nach Gefühl. Sobald sich das Salz aufgelöst hatte kam der Aräometer zum Einsatz, welcher einen zu geringen Salzgehalt anzeigte. Jetzt, da Wasser im Aquarium war, konnte die Technik mitlaufen. Vorsichtig wurde Salz nachgefüllt bis die Dichte von 1,023 am Dichtemesser (Aräometer) abzulesen war. Der letzte Arbeitsgang war nun das Animpfen. Wie hatte der Händler gesagt: Ein Liter Wasser, drei Hände voll gedüngter Gartenerde durch einen Kaffeefilter laufen lassen und das gefilterte Gebräu ins Aquarium schütten. Nach einigen Versuchen gab es eine braune Brühe.

So, jetzt sollte mein erstes Meerwasseraquarium einlaufen. Das Licht blieb Tag und Nacht an, damit die Biologie sich entwickeln konnte. Am nächsten Tag war außer einer leichten Trübung nichts zu sehen. Wie hatte mir jemand gesagt: "Das ist Natur, das braucht seine Zeit". Und die hatte ich ja, am folgenden Wochenende ging es für drei Wochen in den Urlaub. Die zusammen gekaufte Fachliteratur war mit im Gepäck. Voller Erwartung kamen wir zurück. Es hatte sich einiges in dem Aquarium getan. Als erstes waren die Scheiben so mit Schmieralgen zugewachsen das nichts zu sehen war. Die Korallenaufbauten und der Bodengrund waren auch nicht besser. Im Eiweißabschäumer hatte sich eine dunkelbraune Brühe gebildet. Beim genaueren hinsehen waren die Schmieralgen von einer roten, grünen oder goldenen Farbe. Zum Teil löste sie sich vom Untergrund. An einigen Stellen kamen von Randstellen dicke Blasen hoch. Die nächste Wochen hatte ich genügend Zeit die weiteren Veränderungen zu beobachten.

Die sechs Wochen Einlaufzeit waren zu Ende. Jetzt sollte der erste Besatz gekauft werden. Ich hatte lange hin und her Überlegt, was wohl am Besten wäre. Es sollten widerstandsfähige und gut aussehende Tiere sein. Schon sehr früh stand ich im Aquariengeschäft, so hatte der Händler genug Zeit für mich. Auf meiner Einkaufsliste standen zusätzlich noch ein paar Kilo lebende Steine um die Meeresbakterien zu aktivieren, sowie die gebrauchte Filterwatte. Für die Lebewesen wollte ich mich, auf anraten des Händlers, einen Tag später entscheiden. Nur mal sehen was im Laden war und morgen einkaufen. Am nächsten Tag konnte ich meine ersten Meerwasserbewohner holen. Auf der Liste stand eine Zylinderrose, eine Anemone und zwei Röhrenwürmer. Dazu kamen 2 Preußenfische sowie 2 Anemonenfische. Eine Portion grüne Blattalgen gab es noch dazu.

Hier meine Einkaufsliste

Die Preußenfische (Dascyllus melanurus) 5,00 DM pro St. = 10,00 DM
Die Anemonenfische (Amphiprion ephippium) 6,00 DM pro St. = 12,00 DM
Die Röhrenwürmer (Spirographis spallanzani) 7,50 DM pro St. = 15,00 DM
Die Anemone 15,00 DM 15,00 DM
Die Zylinderrose (Cerianthus membranaceus) 12,00 DM 12,00 DM

Meerwasser Anemonen

Mit den Tüten ging es so schnell wie möglich nach Hause. Die Tiere bekamen ein neues Zuhause. Als erstes wurden die Plastiktüten mit den Fischen ins Aquarium gehängt zum Temperaturausgleich. Als nächstes kam die Zylinderrose an die Reihen. Sie sollte in dem 1 Meter breiten Aquarium an der linken Seite stehen. Eine Zylinderrose besteht normaler Weise aus zwei Teilen, einmal die schleimige Zylinderrose und dann der matschige Mantel. Ich sage immer das fühlt sich an wie der Schlamm, der sich im Siphon des Badezimmerwaschbecken absetzt. Also mit der Hand in die Tüte und vorsichtig herausholen. Aber wie fast man so etwas matschig, schlammig, schleimiges an? Mit etwas Überwindung ging es dann doch. Ein Loch bis zur Bodenscheibe freigemacht, das wurstige Teil hinein gelegt und Bodengrund darüber. Die Öffnung nach oben, es hat geklappt. Nun war die Anemone dran. Der Fuß sollte auf der Bodenscheibe stehen, den Bodengrund bei Seite schieben und die Anemone leicht an drücken das die Anemone halt findet. Auch das hatte beim ersten Versuch geklappt. Die pappartigen Röhren der Röhrenwürmer hatte ich im Boden zwischen Steinen hingestellt.

Jetzt waren die Fische an der Reihe. Wie hatte der Händler gesagt: "Vorsichtig umsetzen, das heißt mindestens doppelt so lange wie im Süßwasser"! Die Tüten öffnen und mit einer Wäscheklammer am Aquarienrand befestigen. Das Wasser wurde dann schluckweise in die Tüten geschüttet. Nach zwei Stunden kamen die Fische ins Aquarium. Die grünen Algen (Caulerpa prolifera) bekamen einen dekorativen Platz im Korallengeäst. Soweit war nun alles gemacht. Jetzt war warten angesagt, auf die Dinge, die da kamen. Als Erster zeigten die Röhrenwürmer ihre Federkronen. Langsam schoben sie sich aus ihrer Röhre, konnten sich aber blitzartig wieder einziehen. Die Fische schwammen hier und mal da zupfend umher, was sollten sie auch sonst machen. Die Anemone sah nach fünf Stunden immer noch wie ein Klumpen Matsch aus, von der Zylinderrose war nichts zu sehen. Die Schmieralgen gingen von Tag zu Tag mehr zurück, aber dafür kamen Fadenalgen.

Am nächsten Tag sah ich auch meine Zylinderrose. Ihre weißen Tentakel zeigten eine Länge von 15 cm. Auch die Anemone schien sich an ihren Standort gewöhnt zu haben. Sie lag platt auf dem Bodengrund und streckte ihrerseits die fleischigen Tentakel aus. So bekam ich dann schon bald meine erste Lektion in Sache Vernässelung. Die Anemone und die Zylinderrose standen beim Einsetzen 40 cm auseinander. Die Tentakel der Zylinderrose von 15 cm plus der Leib waren fast 25 cm in Richtung Anemone. Die Anemone hatte einen Durchmesser von 20 cm und mehr als 10 cm Tentakel. Die stärkere Nesselkraft hatte die Zylinderrose, das war an der Anemone deutlich zu sehen. An den Berührungspunkten sah die Anemone aus wie die Brandbriefe, die ich nach Hause geschickt habe, wenn bei der Bundeswehr das Geld alle war. Die Anemone stülpte ihren Tellerrand hoch und versuchte sich so schnell wie möglich von der Zylinderrose weg zu kommen. Am nächsten Tag hatte sich die Anemone einen neuen Platz selber gesucht. Ich ließ das Becken in Frieden, damit eine Entwicklung in Gang kommen konnte. Die täglichen Pflegearbeiten einmal ausgenommen. Da musste der Eiweißabschäumer gereinigt werden und die Fische und Wirbellosen hatten auch Hunger. Die Zylinderrose bekam eine Futtertablette, die Anemone, wie die Fische nahmen Trockenfutter. Die Fadenalgen gediehen auch prächtig und wurden langsam zur Plage.

Von oben links:

Saphir Riffbarsch
Smaragdbarsch
Gelbschwanz Ddemoiselle
Saphir Riffbarsch Farbvariante

Bei einem erneuten Händlerbesuch, fand ich noch zwei Arten aus der Familie der Preußenfische. Im Gespräch mit dem Händler kamen auch meine Fadenalgen zur Sprache. "Die sind ganz normal, die Biologie muss sich noch einspielen", so seine Aussage! Mit vier kleinen Riffbarschen in der Tüte ging es ab nach Hause. Mir stand Erfahrung Nummer zwei bevor. Die neuen Aquarienbewohner wurden mit der nötigen Ruhe eingesetzt und die Jagerei in meinem bisher ruhigen Aquarium ging los. Die eingelebten Bewohner jagten die Neuen. Sobald sich einer zeigte, kamen die Anderen und scheuchten ihn in die letzte Ecke. Hoffentlich überleben das die Neuen. Eine Frage, vor der ich später noch öfter stand und die mich im Laufe der Zeit viel Geld gekostet hat. Man sollte sich den Fischbesatz genau überlegen und gleichzeitig einsetzen. Am nächsten Tag war aber wieder Ruhe im Aquarium eingekehrt.

Die Fadenalgen wurden länger und dichter. Mit den Händen habe ich dann versucht sie abzureißen. Die langen Teile gingen ja noch, ein großer Erfolg war damit aber nicht zu erreichen. Kleinere Teile, die nicht gepackt worden sind, setzten sich irgendwo ab und wuchsen lustig weiter. Ein Artikel über Wasserströmung brachte mich einen Schritt weiter. Der 200 Liter pumpende Eheim Filter war für eine ausreichende Wasserbewegung viel zu schwach. Eine 1000 Liter Turbelle mit großvolumigem Filterkorb wurde angeschafft. Im Aquarium bewegten sich auf einmal die Wirbellosententakel in der Strömung und auch die abgerissenen Algen wurden endlich aufgesaugt. Doch was tun mit den Fadenalgen? Immer mit der Hand entfernen? Der Händler brachte einen Doktorfisch ins Gespräch, der sollte Abhilfe schaffen.

Ein schöner Hawaii- Doktor kam mit nach Hause. Eingesetzt im dunklen Aquarium, hatte ich die Hoffnung, das dieser der Hetze der Preußenfische entgeht. Damit hatte ich auch Glück. Die Hochstimmung hielt nicht lange an. Als ich abends von der Arbeit kam, sagten meine Kinder, "Guck mal, Papa. Die Fische haben so weiße Pocken an sich". Was war den das? Meine Fische hatten Oodinium, eine Krankheit, die mit einer Kupferlösung zu behandeln ist. Kupfer ist aber tödlich für die Wirbellosen. Bis auf die Preußenfische waren alle Fische befallen. Nach ein paar Tagen hatte sich das Problem von selbst gelöst, glaubte ich zumindest. Meine Fische waren ohne jegliche Krankheitszeichen. Der Irrtum war drei Tage später zu sehen. Die Fische waren fast weiß. Zu einer Behandlung war es jetzt auch zu spät. Ich musste "Lehrgeld" bezahlen, und die Fische mit ihrem Leben! 6 Wochen überleben die Krankheitsschwärmer ohne Wirt im Aquarium. So gab es eine lange Wartezeit bis zum Neukauf von Fischen. Die einzigen Fische, die diese Krankheit überstanden hatten, waren die Dascyllus melanurus.

Der neue Fischbesatz

Es war Freitag, der Tag, an dem mein Händler neue Ware bekam. Ich hatte mir vorgenommen nur Riffbarsche zu kaufen, die sollten leichter in der Haltung sein. Den Freitag als Liefertag kanten schon viele Kunden, denn das Geschäft war sehr voll. Der Händler machten einen Transportkarton auf, griff nach einem Beutel, hielt in hoch, und ein Preis wurde genannt. In den Beuteln befanden sich fast nur Steinkorallen zu einem Preis von 8 bis 12 DM. Einen Beutel hatte ich auch erstanden. Eine Blasenkoralle für 10 DM, welche eine starke Beleuchtung benötigt. Übrigens Fische hatte ich an dem Tag nicht gekauft. Die waren ein paar Tage später dran. Mit den gekauften Riffbarschen hatte ich dann einen rüpelhaften Bestand im Aquarium. Das sollte mir aber erst später Auffallen. Jetzt war Leben im Aquarium und das sah gut aus. Das Algen zupfen war zur ständigen Arbeit geworden, sowie jede Veränderung im Aquarium zu beobachten.

Die Sache mit dem Licht war auch nicht mehr so ganz richtig. Die Gro Lux Leuchtmittel auf einem Meerwasser- Aquarium, war von der Lichtfarbe falsch. Im Zooladen fand ich eine HQL- Lampe als Bausatz. Auf meine Nachfrage hin, erfuhr ich, das dass die neuste Beleuchtungsart für den Meerwasserbereich ist. Zu der damaligen Zeit wurde in der Meerwasseraquaristik noch viel Ausprobiert. Erfolg oder Misserfolg entschieden anschließend über die Tauglichkeit der Neuerung. Also nahm ich die HQL- Leuchte mit. Das Licht im Aquarium wurde merklich heller, das konnte ja nur nützlich sein für die Blasenkoralle. Ein Jahr später kamen dann die Blaulicht- Röhren von Thorn, einer englischen Firma, auf den Markt. Dadurch kamen die Farben der Korallen zur Geltung. Nach einem knappen Jahr hatte ich dann auch mein Fadenalgenproblem gelöst, bzw. es hatte sich von selbst gelöst. Ohne mein zu tun wurden die Algen fast schlagartig weniger. Das Becken lief so vor sich hin, aber berauschend war das nicht. Inzwischen war die Fachliteratur bei mir auch mehr geworden. Aber lesen und verstehen schadet dem Geldbeutel. Die Zusammenhänge wurden mir klarer, und damit die Erkenntnis- das Becken ist zu klein und die Technik stimmt auch nicht. Ergebnis, ein größeres Aquarium muss her.

Das 250 Liter Aquarium. 1980

Da das Längenmaß des neuen Aquariums wegen dem Standort fest stand, konnte nur in die Tiefe vergrößert werden. So kam ein Aquarium von 100cm x 50cm x 50cm in Frage. Auch bei der Technik gab es Veränderungen. Ein größerer Eiweißabschäumer kam zum Einsatz sowie ein luftbetriebener Innenfilter, in dem mit Hilfe von Bakterien die belastenden Stoffe abgebaut werden sollten. Die vorhandene Beleuchtung wurde durch eine zusätzliche blaue Neonlampe verstärkt. Die größere Tiefe ließ eine bessere Gestaltungsmöglichkeit des Riffaufbaus zu.

Alle nicht aus dem Meer stammenden Aufbauteile wurden durch Korallen ersetzt worden. Jetzt waren hoffentlich alle zur Zeit bekannten Probleme gelöst. Die neuen, weißen Korallen störten noch stark die Optik des Beckens, aber das sollte sich schnell ändern. Als die ersten Algen kamen, fielen die weißen Korallen nicht mehr auf. Jedes neu eingerichtete Aquarium muss erst eine Algenphase durchlaufen. Die Nährstoffe wurden schnell aufgebraucht und damit den Algen die Lebensgrundlage entzogen. Nachdem der neue Bio Filter richtig eingelaufen war, konnte der Bestand an Wirbellosen aufgestockt werden. Mit Steinkorallen hatte ich bisher kein Glück, weil einfach die Beleuchtung und die Wasserwerte nicht gut genug waren. Ehrlich gesagt, glaubte ich nun, mit meiner jetzigen Technik, an einen größeren Erfolg. Im Handel gab es in der letzten Zeit sehr viele Neuheiten in der Meerwasseraquaristik.

Die Zeit der Anemonen, Röhrenwürmer und Steinkorallen war vorbei. Scheiben.- und Krustenanemonen, etliche Weichkorallen waren nun im Handel zu bekommen. Bei den Händlern standen sie unter Neonbeleuchtung in voller Schönheit, also sollte das auch bei mir gehen. Nach einigen Wochen hatte sich dann mein Heimriff stark verändert. Die Aufnahme aus dem Jahr 1982 zeigt, was für mich damals möglich war.

Ein Meerwasseraquarium der achtziger JahreDas Meerwasseraquarium aus dem Jahr 1982

Neben den Wirbellosen hatte ich noch eine Leidenschaft, das waren höhere Algen. Zeitweise waren es 16 Verschiedene Arten. Was ich an höheren Algen sah, musste ich auch haben. Dabei waren nicht nur Caulerpa Arten, sondern auch Rotalgen und Kalkalgen. Diese drei Arten waren wohl die Geläufigsten. Die Caulerpa prolifera verkümmerte nach einiger Zeit immer mehr und C. scalpellifornis wucherte umso mehr. Jeder Woche musste da gärtnerisch eingegriffen werden. Im Laufe der Zeit wurden sie aber doch zur Plage. Die großen Ausläufer waren zwar gut zu entfernen, aber jeder kleine Rest trieb neu aus und wuchs durch Korallen und über Wirbellose hinweg. Die Rotalge Gracilaria curtissae (Rubinrotalge) hatte ein schönes Wachstum. Je nach Standort im Aquarium war sie hellrot oder dunkelrot. Viele Bekannte freuten sich, wenn ich eine Portion davon abgab. Auf einmal stellte die Alge das Wachsen ein, bzw. sie ging ganz ein. Irgendwann war dann nur noch die Tannen Caulerpa im Aquarium und machte mir das Leben schwer.

MeerwasseralgenVerschiedene Meerwasseralgen

Im Laufe der Zeit wurden dann verschiedene Korallen und Fische eingesetzt und es zeigte sich schon bald, dass nicht alles was es zu kaufen gab, auch Haltbar war. Ein Grundsatz bildete sich schnell heraus, "Was beim zweiten Mal nicht überlebt, gehört nicht in mein Aquarium". So wurde meine Entdeckerneugier immer wieder auf die Probe gestellt. Mit der Zeit waren schon vorhersagen möglich, was passiert, wenn ich das mache. Das Meerwasser- Aquarium machte jetzt richtig Spaß. Im Jahr 1993 wurde ein neues Aquarium mit 350 Liter Fassungsvermögen geplant und aufgebaut. Davon erzähle ich aber erst später mehr.