Crenicichla spec. Xingu 1

Früher war es in unserem Aquarienverein Tradition, die freien Tage zwischen Weihnachten und Silvester zu einem eintägigen Besuch in Holland zu nutzen. Ziel waren befreundete Aquarianer, bei welchen wir tolle Aquarien und Terrarien besichtigen durften. In diesem Jahr, 1997, besuchten wir auch einen Großhändler in Holland. In einem seiner vielen Aquarien sah ich herrliche Crenicichla schwimmen. Die 10 cm großen Crenicichla spec. Xingu 1 zeigten noch ihre Jugendfärbung. Auf einer gelb orangen Körperfarbe zeigen Jungtiere dieser Art einen schwarze Längsstreifen. Diese Cichliden gefielen mir so gut, das ich sie kurzerhand kaufte. Zuhause angekommen bezogen die "Neuen" ein 500 Liter Aquarium, indem schon andere Großcichliden schwammen.

Die beiden Crenicichla fühlten sich nach einer kurzen Eingewöhnungsphase sehr wohl und fraßen alles was sie bewältigen konnten. Nach einem Jahr verlor sich die schöne Jugendfärbung. Die schwarzen Längsstreifen lösten sich nach und nach auf und die gelb orange Körperfarbe wich einem graubraunen Farbton. Nun fing auch die Phase der Streitigkeiten an, welche aber nur Innerartlich statt fanden. Gegenüber anderen Großcichliden verhielten sich die Crenicichla friedlich. Ab dieser Zeit gab es jedoch von den anderen Fischen keinen Nachwuchs mehr. Gegen die Schnelligkeit und Fressgier hatten sogar meine ansonsten sehr wehrhaften Geophagus brasiliensis keine Chance ihre Jungfische zu verteidigen. Die Streitigkeiten zwischen meinen Crenicichla spec. Xingu 1 nahmen nun Demissionen, die für das unterlegende Tier zu gefährlich wurden. Von nun an hielt ich die Crenicichla in getrennten Aquarien.

Ab einer Körperlänge von 20 cm wurde die Färbung der Crenicichla wieder interessanter. Vom Bauch aus beginnend wurde die Körpermitte rot, der Saum der Rückenflosse weißer. Beim Füttern und bei Aggressionen zeigen die Tiere sofort dunkle Querstreifen. Anfang 1999 wagte ich den Versuch die beiden Crenicichla wieder zu vereinen. Doch nach dem zusammen setzen der Crenicichla fand eine so heftige Begrüßung statt, dass ich die Verstecke im Aquarium nochmals umbaute. Jedes Tier konnte sich jetzt so verstecken, dass sie sich nicht gegenseitig ernsthaft verletzen konnten. Zwei Tage später schwammen sie ruhig aneinander vorbei ohne sich zu behelligen. Als nach drei Wochen immer noch Frieden war, setzte ich die Beiden in mein 500 Liter Wohnzimmeraquarium.

Vorher wurde das Aquarium etwas umgestaltet. Aus Steinen und Wurzeln entstanden viele Verstecke und Rückzugsmöglichkeiten aus Höhlen und Unterständen. Nach kurzer Zeit waren alle Höhlen ausgiebig von diesen sehr neugierigen Crenicichla geprüft worden. Erkennbar war dies an den großen Kieshaufen vor den Höhlen. Zumeist liegen die Crenicichla zu zweit in der Höhle. Immer häufiger war nun zu beobachten, dass die beiden anfingen zu balzen. Das Rot in der Körpermitte wird bei der Balz intensiver und das braun des Kopfes und der Schwanzwurzel wird fast schwarz.

Der Höhepunkt einer Balz ist, wenn die Crenicichla wie ein "U" gekrümmt aufeinander zu flattern. Dabei kommt es zum Schluss oft zur Berührung in der Körpermitte. Dazu nehmen die Tiere auch mal 40 cm Anlauf. Meistens konnte man das Balzen in den Morgenstunden beobachten, seltener kurz bevor das Licht ausgeht. Dreimal konnte ich nach einer solchen Balz beobachten, das eines der Weibchen Eier an der Höhlendecke ablegt. Das "vermutliche" Männchen, was sich aber schließlich als Weibchen heraus stellte, versucht dieses zu verhindern, indem es das laichende Weibchen aus der Höhle schubste. Auch blieben die Eier an der Höhlendecke nicht kleben, was ich aber auf einem zu hohen PH-Wert zurückführte.

Zu Zeiten ohne Internet war es damals nicht so einfach genügend Informationen über diese Crenicichla zu bekommen. Erst später erfuhr ich, dass die Männchen von Crenicichla spec. Xingu 1 ganz anders aussehen, weil in den 90er Jahren des öfteren diese Art eingeführt wurde. Der Versuch, zu den beiden Weibchen ein Männchen zu intrigieren schlug leider fehl, so das ich nie Nachwuchs von diesen tollen Crenicichla bekommen habe. Es war trotz alledem faszinierend, diese Buntbarsche zu beobachten. Ich habe noch nie so neugierige, aktive und intelligente Fische in meinen Aquarien gepflegt, wie diese Crenicichla Art. Mir ist leider nicht bekannt, ob diese Art schon beschrieben wurde, über eine entsprechende Info würde ich mich freuen!

Artikel Update 04.01.2016 / Michael Scharfenberg