Apistogramma nijsseni

Apistogramma nijsseni ist für mich einer der schönsten Apistogramma überhaupt. In den 9 Jahren, in denen ich diese Fische gehalten und gezüchtet habe, konnte ich viele interessante Beobachtungen machen. Doch zuerst mal was über die Herkunft von A. nijsseni. Die ersten A. nijsseni sammelte P. De Rham 1977 in Peru. Fundort war der Rio Copal bei Jenaro Herrera, welcher zum Rio Ucayali System gehört. Ein zweiter Fundort von 1983 liegt 35 Kilometer östlich von Jenaro Herrera. Auch hier sammelte P. De Rahm zusammen mit H. Nijssen, zu dessen Ehren dieser schöne "Panda" Buntbarsch seinen Namen bekam. A. nijsseni lebt in klaren Schwarzwasser bei 23° bis 29° Grad, einem PH- Wert von 4,5 bis 5,9 sowie einem Leitwert von kleiner als 50 µS/cm. Meist wurde er in Falllaubansammlungen gefunden.

Diese Informationen stammen aus dem Mergus Cichlidenatlas 1, einem sehr ausführlichem Buch über Zwergcichliden. Als ich 1992 meine erstes Paar von A. nijsseni kaufte, ahnte ich noch nicht, wie lange mich dieser Buntbarsch faszinieren würde. Das erste Paar gewöhnte sich recht schnell ein, und das erste Gelege ließ auch nicht lange auf sich warten. Doch nach zwei bis drei Tagen war das Gelege immer verschwunden. Da nutzte auch kein Variieren mit Temperaturen, pH-Werten, und Huminstoffen. Auch das Austauschen der Partner führte zu keinem Erfolg. Gelegentliche Kontrollen der Gelege zeigten zudem, das die Eier nicht verpilzten. Erst nach einem halben Jahr und unzähligen Versuchen eines Paares das Gelege durchzubringen, konnte ich zum ersten Mal beobachten wie das Weibchen Larven um transportiert. Nach weiteren 8 Tagen schwammen die ca. 30 Jungfische frei und nahmen sofort frisch ausgeschlüpfte Nauplien von Artemia und Mikrowürmchen an.

In dem halben Jahr hatte ich die Wasserwerte nicht mehr groß verändert, der pH- Wert lag bei 6,0 bis 6,5, der Leitwert bei 50 bis 80 µS/cm und die Temperatur bei 26° bis 28° Grad. Der größte Teil meiner Jungfische entwickelte sich zu Weibchen. Das Zuchtpaar brachte noch drei Gelege hintereinander ohne Probleme durch. Es kam mir vor, als hätte es die Brutpflege erst einmal erlernen müssen. Als ich die ersten Paare aus dem nun geschlechtsreifen Nachwuchs zusammenstellte, war ich gespannt wie lange die Lernphase nun dauern würde. Bei den selben Wasserwerten und Temperaturen dauerte es beim den Nachwuchspaaren 6 bis 7 Gelege bevor sich die ersten Jungfische zeigten. Nach 4 Jahren Zucht und einige Generationen später, verkürzte sich diese Zeit auf 1 bis 3 Gelege.

1996 kaufte ich auf den Kölner Aquarianertagen von einem Züchter aus Thüringen zwei wunderschöne Paare von A. nijsseni, welche ich in meinen bisherigen Bestand einkreuzen wollte. Bei den neu erworbenen Weibchen tauchte sofort wieder mein altes Problem auf. Es dauerte 8 Gelege lang, bis die ersten Jungfische freischwammen. Mehrere Gespräche mit andern Apistogramma-Züchtern bestätigten meinen Verdacht. Die doch recht häufig angewendete Praxis, den Weibchen die Gelege sofort nach dem Ablaichen wegzunehmen, um die Eier gesondert zum Schlupf zu bringen, führt meines Erachtens dazu, das die Brutpflege nach einigen Generationen verlernt wird. Aber gerade die Brutpflege ist doch das faszinierende bei den Zwergbuntbarschen. Nur um eine höhere Nachwuchsrate zu erzielen lasse ich mir das auf keinen Fall entgehen.

Ein weiterer Faktor ist sicherlich, das das Paar harmonieren muss. Am besten beobachtet man welche Fische sich zu einem Paar zusammen finden, um es dann in ein Zuchtbecken umzusetzen. Ein solches Paar führt viel schneller zum Erfolg als ein sich fremdes Paar. Allerdings will man ja auch seine schönsten und kräftigsten Tiere weiterzüchten. Hier achte ich darauf, das die Männchen etwas größer sind als die Weibchen. Selbst bei gleich großen Partnern kann es vorkommen, das dass Weibchen dermaßen aggressiv ist, das mir sogar einige Männchen aus dem Becken gesprungen sind. Bei mir spielte dabei auch die Beckengröße keine Rolle. Das Männchen wird vom dem Weibchen einfach nicht als geeigneter Vater akzeptiert.

Bei einer Neueinrichtung eines größeren Zuchtbeckens (200 Liter) mit viel Wurzelholz und Eichenlaub und dessen Besetzung mit zwei erfahrenen Zuchtpaaren konnte ich zum ersten mal das polygame Verhalten dieser Apistogramma-Art beobachten. Ein Weibchen fühlte sich vom dem fremden Männchen magisch angezogen. Ihr alter "Ehegatte" hatte von nun an nichts mehr zu melden. Es wurde von den anderen drei Apistogramma so sehr gejagt, das ich es aus dem Becken entfernte. Die beiden Weibchen teilten sich das Becken in verschieden große Reviere auf, wobei die Grenze eine quer liegende Wurzel bildete. Diese Grenze wurde energisch verteidigt, oft sogar bis zum Maulzerren. Das Männchen versuchte des öfteren bei diesen Streitigkeiten innerhalb seines "Harems" einzugreifen, bezog meist aber selber Prügel dabei.

Nach zwei Wochen schwammen zwei Jungfischschwärme in ihren jeweiligen Revieren. Die Grenze wurde nur beim Füttern zeitweise aufgehoben. Dabei wechselte auch die Größe der Jungfischschwärme. Zum ersten Mal entwickelten sich aus den Jungfischen mehr Männchen als Weibchen. Die Wasserwerte betrugen 26°Grad Wassertemperatur, 5,5 pH, sowie einen Leitwert von kleiner als 50 µS/cm. Es bleibt zu hoffen, dass neuere Apistogramma Arten diesen wunderschönen Pandabuntbarsch nicht verdrängen.